Gefährlicher Optimismus

Partridge, Ernest
Natur und Kultur, Jg. 2/1 (2001), Seiten 3-32

Umweltschützer warnen vor drohenden Katastrophen infolge der Zerstörung der natürlichen Umwelt und des Raubbaus an natürlichen Ressourcen, auf der anderen Seite gehen aber die gegenteiligen Beruhigungen nicht zur Neige. Die Optimisten finden Rückhalt im ökonomischen Grundsatz, wonach alle Probleme resultierend aus Knappheiten und Wachstumsgrenzen durch menschliche Findigkeit und wirtschaftliche Anreize gelöst werden können. Dieser Optimismus ist aber unhaltbar, da die ‘Kräfte des Marktes’ generell ‘kurzsichtig’ sind – z.B. an kurzfristigen Perspektiven und Investitionserträgen orientiert. Außerdem ignorieren die Optimisten allgemein anerkannte Tatsachen der Bio- und Naturwissenschaften – insbesondere die Komplexität von Ökosystemen und die natürliche entropische Bewegung von Systemen in Richtung Unordnung und Zerstreuung.

Eine Erd-Ethik für die Menschheit

Rowe, Stan
Natur und Kultur, Jg. 1/2 (2000), Seiten 106-120

Die Ökologie, begründet auf einer nach außen gerichteten Vision, erinnert die Menschheit wieder daran, dass die Natur der Ursprung der Kreativität ist, die wir „Leben” nennen. Ohne Erde würde die Menschheit mit all ihren kulturellen Errungenschaften nicht existieren. Daraus lässt sich ein ethischer Imperativ ableiten: Die umgebende Welt – die Erde, die Ökosphäre und ihre sektoralen Ökosysteme – als größer und um viele Größenordnungen wichtiger als jede singuläre Art, die bisher entstanden ist, zu verehren.

Was spricht für eine holistische Umweltethik?

Gorke, Martin
Natur und Kultur, Jg. 1/2 (2000), Seiten 86-105

Die holistische Umweltethik schreibt allen Naturwesen und Gesamtsystemen einen Eigenwert zu. Ich argumentiere in drei Schritten für diese Ethik: Erstens lege ich dar, dass es eine elementare moralische Intuition gibt, die für den Holismus spricht. Zweitens zeige ich, dass sich der Holismus auch rational rechtfertigen lässt: Der universale Charakter der Moral verbietet es, irgendwelche Naturwesen aus der Moralgemeinschaft auszuschließen. Drittens führe ich vier Gesichtspunkte ins Feld, die davon abraten lassen, im Naturschutz aus pragmatischen Gründen lieber aufgeklärt anthropozentrisch statt holistisch zu argumentieren.

Drei Konzepte ökologischer Nachhaltigkeit

Dobson, Andrew
Natur und Kultur, Jg. 1/2 (2000), Seiten 62-85

Für gewöhnlich erfolgt die Annäherung an den Begriff ‘ökologische Nachhaltigkeit’ entweder definitorisch oder diskursiv. Beide Ansätze stoßen an Grenzen. Günstiger ist daher eine analytische Strategie, die darauf beruht, aus der Literatur jene Fragen zu extrahieren, auf welche jede Theorie ökologischer Nachhaltigkeit eine Antwort geben können müsste. Daraus ergibt sich ein Analyserahmen, der in eine Typologie umgewandelt werden kann, indem die Antworten auf diese Fragen zu ‘Konzeptionen der Nachhaltigkeit’ gruppiert werden. Weiters werden zwei ‘diagnostische Pakete’ vorgeschlagen, mittels derer die Ursachen fehlender Nachhaltigkeit und die dazugehörigen Lösungen festgestellt werden können.

Landnutzung, Energie und industrielle Modernisierung:
Eine historische Perspektive mit Blick in die Zukunft

Krausmann, Fridolin
Natur und Kultur, Jg. 1/2 (2000), Seiten 44-61

Die industrielle Revolution war mit einem Transformationsprozess des gesellschaftlichen Energiesystems verbunden, der zu gravierenden Veränderungen in der Landnutzung, im agrarischen Produktionssystem und im gesellschaftlichen Biomassemetabolismus führte. In diesem Kontext wird eine empirische Untersuchung der Entwicklung der gesellschaftlichen Aneignung von Nettoprimärproduktion in Österreich seit dem frühen 19. Jahrhundert präsentiert. Eine Analyse dieses Transformationsprozesses des gesellschaftlichen Energiesystems ist nicht nur aus einer umwelthistorischen Perspektive interessant, sondern liefert auch Einsichten hinsichtlich der Möglichkeiten und Grenzen einer notwendigen Entwicklung in Richtung einer modernen Solarenergie-Gesellschaft.