Ökologisches Wissen zwischen unendlicher Komplexität und faktischer Irrelevanz: Ein strategischer Lösungsansatz

Bilharz, Michael
Natur und Kultur, Jg. 5/2 (2004), Seiten 71-87

Umweltwissen ist eine notwendige Voraussetzung, um nicht zufällig, sondern reflektiert und erfolgreich ökologischer handeln zu können. Die entscheidende Frage ist demnach nicht, ob, sondern welches Umweltwissen für ökologischeres Handeln benötigt wird und deshalb durch Umweltbildung vermittelt werden sollte. In einem ersten Schritt wird anhand von drei idealtypisch skizzierten Fehlannahmen über das Verhältnis von Umweltwissen und ökologischem Handeln erläutert, warum eine intensive Diskussion zur Bestimmung von bedeutsamen Umweltwissen bisher ausblieb. In Kontrast hierzu wird ein Strategiemodell vorgestellt, welches die Komplexität ökologischen Wissens sinnvoll strukturieren kann. Der Nutzen des Strategiemodells wird abschließend an drei Beispielen aus dem Energiebereich verdeutlicht.

Akteure der Nachhaltigkeit: Warum es so langsam vorangeht

Rogall, Holger
Natur und Kultur, Jg. 5/1 (2004), Seiten 27-44

Am Beispiel der Akteure einer nachhaltigen Entwicklung wird der Frage nachgegangen, welche Akteure und Akteursgruppen existieren, die gesellschaftliche Problemlösungsprozesse voranbringen und welche ihn hemmen. Ihre Interessen und ihre Mittel zur Interessendurchsetzung werden untersucht. Hierbei wird die Rolle der politischen Akteure von der kommunalen bis zur globalen Ebene ebenso behandelt wie der Einfluss der Medien, Wirtschaftsverbände, NGOs u.v.a.m. Die zentrale Erkenntnis der Untersuchung ist die Feststellung, dass aufgrund von Markt- und Politikversagen weder die Wirtschaft noch die Konsumenten oder die Politik allein in der Lage sind die notwendigen Schritte für eine zukunftsfähige Entwicklung zu gehen, daher werden neue Bündnisse und Strategien gefordert.

Ein sozial-ökologischer Blick auf die Industrialisierung: Das Vereinigte Königreich und Österreich 1830 bis 2000.

Krausmann, Fridolin
Vortrag anlässlich des Herausgebertreffens der Zeitschrift GAIA, 29. und 30. April 2006, Wien

We employ the concepts of socio-ecological regime and regime transition to better understand the biophysical causes and consequences of industrialization. For two case studies, the United Kingdom and Austria we describe two steps in a major transition from an agrarian to an industrial socio-ecological regime and the resulting consequences for energy use, land use and labour organization. In a first step, the coal based industrial regime co-existed with an agricultural sector remaining within the bounds of the old regime. In a second step, the oil/electricity based industrial regime, agriculture was integrated into the new pattern and the socio-ecological transition had been completed. Industrialization offers an answer to the input and growth related sustainability problems of the agrarian regime but creates new sustainability problems of a larger scale. While today’s industrial societies are stabilizing their resource use albeit at an unsustainable level large parts of the global society are in midst of the old industrial transition. This poses severe problems for global sustainability.

Nachhaltigkeitsprinzipien jenseits des Drei-Säulen-Paradigmas

Paech, Niko
Natur und Kultur, Jg. 7/1 (2006), Seiten 42-62

Ausgehend von einem kurzen ‘dogmenhistorischen’ Rückblick wird ein Orientierungsrahmen für eine nachhaltige Entwicklung skizziert. Er basiert auf sechs Prinzipien, die sich aus einer Anwendung des Kriteriums der zeitlichen und räumlichen Übertragbarkeit ergeben: Effizienz, Konsistenz, Suffizienz, Risikominderung, Umverteilung und Vermeidung. Demgegenüber erweist sich das sog. ‘Drei-Säulen- Modell’ angesichts seiner immanenten Widersprüche als ungeeignetes Zielsystem. Diese Widersprüche lösen sich erst auf, wenn die drei Säulen Ökologie, Soziales und Wirtschaft nicht als Ziele, sondern als Handlungsfelder betrachtet werden, in denen die obigen Prinzipien zur Anwendung gelangen.

Plädoyer für ein globales K & K-Regime: Kontraktion und Konvergenz als nachhaltigkeitspolitische Leitbegriffe

Henrich, Károly
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 38-60

Expansion und Divergenz sind die prägenden Merkmale der historischen Entwicklung des menschlichen Umgangs mit der Natur: Zum einen hat die Menschheit den von ihr dominierten, gestörten und zerstörten Anteil der Natursphäre immer weiter ausgedehnt, zum anderen haben sich die inner- und zwischengesellschaftlichen Unterschiede im Naturverbrauch ständig vergrößert. Als Antwort auf die daraus entstandenen Probleme ist für das Teilgebiet der Klima-Nachhaltigkeit das Konzept ‘Kontraktion und Konvergenz’ entwickelt worden. Dieses Konzept kann verallgemeinert werden. Das entsprechende generelle Leitziel der Umweltpolitik verlangt die Reduzierung des insgesamt zu hohen Naturverbrauchs bei gleichzeitiger weltweiter Angleichung des Pro-Kopf-Verbrauchs. Der Realisierung dieser Nachhaltigkeitskonzeption stehen allerdings grundlegende demographische, ökonomische, technische, politische und psychosoziale Struktur- und Entwicklungsgegebenheiten im Wege.