Persistente Probleme des Umweltschutzes

Jänicke, Martin; Volkery, Axel
Natur und Kultur, Jg. 2/2 (2001), Seiten 45-59

Der folgende Beitrag befasst sich mit der Kategorie der ‘persistenten’ Umweltprobleme, die neuerdings auch in der Umweltberichterstattung der OECD und der Europäischen Umweltagentur, aber auch in dem Entwurf des sechsten Umweltaktionsprogramms der Europäischen Kommission und in dem vierten nationalen Umweltplan der Niederlande zu finden ist. Im Folgenden werden typische persistente Umweltprobleme aus Sicht der europäischen und internationalen Umweltberichterstattung dargestellt, die grundlegenden Besonderheiten dieses Typus von Umweltproblemen erörtert und die entsprechenden Konsequenzen für staatliche Umweltpolitik analysiert: Dabei geht es um die Notwendigkeit entsprechend verbesserter Politikansätze und um eine Prioritätensetzung beim Einsatz knapper staatlicher Handlungsressourcen.

Was ist postmoderne Umweltpolitik?
Grenzen der Naturnutzung und ökologische Vorsichtsstrategien

Luks, Fred
Natur und Kultur, Jg. 2/2 (2001), Seiten 23-44

Die Senkung des Material- und Energiedurchsatzes (Scale) der industriellen Metabolismen der OECD-Staaten ist Grundbedingung einer globalen nachhaltigen Entwicklung. Im folgenden Text wird hinterfragt, welche Bedeutung ‘natürliche’ Wachstumsgrenzen für diese Forderung haben und wie plausibel die Forderung nach einer Scale-Reduktion um den Faktor 10 ist. Es wird argumentiert, dass Wissen über Wachstumsgrenzen notwendigerweise fragmentarisch und konstruiert ist und deshalb Entscheidungen über die Reduktion des Scale getroffen werden müssen. Für derlei Entscheidungen und ihre Durchsetzung ist die ökonomische Konstruktion der ökologischen Wirklichkeit ein wichtiger Faktor. Die Natur nicht effizient zu nutzen, ist mit herrschender wirtschaftlicher Rationalität nicht vereinbar.

Unwirtschaftliches Wachstum und Globalisierung
in einer vollen Welt

Daly, Herman E.
Natur und Kultur, Jg. 2/2 (2001), Seiten 3-22

Unwirtschaftliches Wachstum erhöht die Umwelt- und Sozialkosten stärker als den Nutzen aus der Produktion. Es liegt im Rahmen des neoklassischen Paradigmas im Bereich des theoretisch Möglichen, erscheint jedoch als Anomalie. Warum tritt das unwirtschaftliche Wachstum im Gegensatz dazu im alternativen Paradigma der ökologischen Ökonomik als nahe liegende Möglichkeit auf? Das neoklassische Paradigma lässt endloses Wachstum zwar zu, fordert es aber nicht. Die Entstehung der Forderung danach ergab sich historisch daraus, dass das Wachstum in einer ‘leeren Welt’ die Antwort auf die von Malthus, Marx und Keynes formulierten Hauptprobleme war. Nationale politische Strategien, die zur Bewältigung dieser drei Probleme nötig wären, werden von der ‘Globalisierung’ unterminiert – jenem aktuellen ideologischen Bekenntnis zur globalen wirtschaftlichen Integration mit Hilfe von freiem Handel und freier Mobilität des Kapitals.

Respekt vor dem Leben:
Das berücksichtigen, was Singer als belanglos ansieht

Rolston III, Holmes
Natur und Kultur, Jg. 2/1 (2001), Seiten 97-116

Singers Ethik ist als Umweltethik nicht geeignet. Singer beharrt darauf, dass es jenseits der höheren Tiere ‘nichts zu berücksichtigen gibt’. Doch der Großteil der belebten Welt steht noch zur Berücksichtigung an: unzählige andere Tiere, Pflanzen, Spezies, Ökosysteme und die globale Biosphäre. Singer kann all das nur insofern berücksichtigen, als es für höhere Tiere von Nutzen ist. Aus biologischer Sicht ist das kaum besser, als wenn die Menschen alles andere, inklusive die höheren Tiere, nur als ihre eigene Ressource wertschätzen. Ein größerer Respekt vor dem Leben muss eine direktere Wertschätzung für das Leben aufbringen.

Der Import von ökologischer Kapazität:
Globaler Handel und die Akkumulation von ökologischen Schulden

Wackernagel, Mathis; Giljum, Stefan
Natur und Kultur, Jg. 2/1 (2001), Seiten 33-54

In einer nachhaltigen Welt sollte der Mensch nur von den Zinsen des Naturkapitals leben. Der Verbrauch an natürlichen Ressourcen übersteigt jedoch mittlerweile die Regenerationsraten der Biosphäre. Der stark anwachsende globale Handel ist zentraler Motor dieses Abbaus, da er den reichen Nationen ermöglicht, ihre lokalen ökologischen Begrenzungen zu überwinden und ökologische Kapazitäten anderer Länder zu beanspruchen. Da aber nicht jede Nation ein Nettoimporteur von ökologischer Tragfähigkeit sein kann, ist die Strategie der unkontrollierten Globalisierung ökologisch nicht zukunftsfähig.