Hat die Vielfalt des Lebens auf der Erde eine Zukunft?

Pimm, Stuart L.
Natur und Kultur, Jg. 3/2 (2002), Seiten 3-33

Unter Spezies verstehen wir die verschiedenen Arten von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen. Die Wissenschaft verfügt über kein vollständiges Verzeichnis der Spezies – im Gegenteil, es scheint gesichert, dass wir für die allermeisten von ihnen keine Namen wissen. Dennoch ist es möglich, die zahlenmäßige Größe verschiedener Artengruppen abzuschätzen und nach ihrem zukünftigen Schicksal zu fragen. Das Aussterben von Spezies fand zwar schon immer statt, jetzt aber verursachen die Eingriffe des Menschen eine Aussterbegeschwindigkeit, die um das vielleicht Tausendfache über der zu erwartenden Rate liegt. Können wir die Vielfalt des Lebens retten? Meine Antwort lautet ganz entschieden ‘ja’. Es gibt berechtigte Gründe für vorsichtigen Optimismus, eine Voraussetzung ist allerdings, dass wir uns selbst ändern.

Respekt vor dem Leben:
Das berücksichtigen, was Singer als belanglos ansieht

Rolston III, Holmes
Natur und Kultur, Jg. 2/1 (2001), Seiten 97-116

Singers Ethik ist als Umweltethik nicht geeignet. Singer beharrt darauf, dass es jenseits der höheren Tiere ‘nichts zu berücksichtigen gibt’. Doch der Großteil der belebten Welt steht noch zur Berücksichtigung an: unzählige andere Tiere, Pflanzen, Spezies, Ökosysteme und die globale Biosphäre. Singer kann all das nur insofern berücksichtigen, als es für höhere Tiere von Nutzen ist. Aus biologischer Sicht ist das kaum besser, als wenn die Menschen alles andere, inklusive die höheren Tiere, nur als ihre eigene Ressource wertschätzen. Ein größerer Respekt vor dem Leben muss eine direktere Wertschätzung für das Leben aufbringen.