Umweltproblemforschung heißt auch Aufklärung

Morosini, Marco
GAIA Jg. 15/2 (2006), Seiten 110-114

Am Ende des Jahrhunderts, UNEP und The Economist schätzten die Lage der Umwelt sehr unterschiedlich: andere Indikatoren, anderes Bild. „Be rich to be clean?“; die U-formige Kuznets Umweltkurven gelten für maßgebende Belastungen nicht. Die Erfolge technisch erhöhter Ökoeffizienz werden durch steigende Bevölkerungszahlen und steigenden Konsum häufig überkompensiert. Auch sind sie kaum weltweit übertragbar. Daneben wird immer deutlicher, dass mehr Forschung nicht automatisch mehr handlungsrelevantes Wissen hervorbringt. Bei komplexen Problemen kann es geboten sein, mehr vorzusorgen statt mehr zu forschen. Über die Grenzen des eigenen Metiers aufzuklären, ist eine neue Herausforderung für die Umweltforscher.

Nachhaltigkeit zwischen ökologischer Konsistenz und Dematerialisierung: Hat sich die Wachstumsfrage erledigt?

Paech, Niko
Natur und Kultur, Jg. 6/1 (2005), Seiten 52-72

Dieser Beitrag untersucht, ob die beiden wichtigsten Nachhaltigkeitskonzeptionen, nämlich ökologische Konsistenz und Dematerialisierung, eine Abkoppelung des Wirtschaftswachstums vom Naturverbrauch ermöglichen. Die Konsistenzstrategie zielt darauf, ökonomische Prozesse als System geschlossener Kreisläufe zu organisieren. Demnach entfielen Abfälle, Emissionen und andere Umweltschädigungen, weil Stoffumsätze in den ökologischen Haushalt eingebettet wären. Demgegenüber basiert die Dematerialisierungsvision auf einer mengenmäßigen Verringerung der Ressourcen- und Energieinputs, die zur Generierung eines bestimmten Resultats erforderlich sind. Dies kann auf Basis ökoeffizienter Produkte, Verfahren und Dienstleistungen erfolgen. Beide Ansätze scheitern nicht nur daran, weiteres Wirtschaftswachstum ökologisch zu entschärfen, sondern immunisieren das Gesamtsystem gegen einen kulturellen Wandel in Richtung suffizienter Lebensstile.