Nachhaltigkeit zwischen ökologischer Konsistenz und Dematerialisierung: Hat sich die Wachstumsfrage erledigt?

Paech, Niko
Natur und Kultur, Jg. 6/1 (2005), Seiten 52-72

Dieser Beitrag untersucht, ob die beiden wichtigsten Nachhaltigkeitskonzeptionen, nämlich ökologische Konsistenz und Dematerialisierung, eine Abkoppelung des Wirtschaftswachstums vom Naturverbrauch ermöglichen. Die Konsistenzstrategie zielt darauf, ökonomische Prozesse als System geschlossener Kreisläufe zu organisieren. Demnach entfielen Abfälle, Emissionen und andere Umweltschädigungen, weil Stoffumsätze in den ökologischen Haushalt eingebettet wären. Demgegenüber basiert die Dematerialisierungsvision auf einer mengenmäßigen Verringerung der Ressourcen- und Energieinputs, die zur Generierung eines bestimmten Resultats erforderlich sind. Dies kann auf Basis ökoeffizienter Produkte, Verfahren und Dienstleistungen erfolgen. Beide Ansätze scheitern nicht nur daran, weiteres Wirtschaftswachstum ökologisch zu entschärfen, sondern immunisieren das Gesamtsystem gegen einen kulturellen Wandel in Richtung suffizienter Lebensstile.

Wie Wachstum Naturkapital verschlingt – Am Beispiel des „Öko-Musterlandes” Schweiz

Guggenbühl, Hanspeter
Natur und Kultur, Jg. 6/1 (2005), Seiten 43-51

Wir brauchen mehr Wirtschaftswachstum, um den Umweltschutz zu finanzieren, predigen die Regierungen der meisten Industriestaaten. Dabei übersehen sie einen einfachen Zusammenhang. Je mehr die Wirtschaft wächst, desto stärker schrumpft tendenziell das Kapital der Natur in Form von nicht erneuerbaren Ressourcen, und desto stärker wird die Umwelt mit Abfällen, Klimagasen und Landversiegelung belastet. Das gilt in besonderem Maß für die Schweiz, ein Land, in dem der Dienstleistungssektor einen überdurchschnittlichen Anteil zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung beisteuert: Der Übergang ins postindustrielle Zeitalter hat das Wachstum weder ‘qualitativ’ noch ‘nachhaltig’ gemacht, wenn man von einzelnen Erfolgen der Reinigungstechnik absieht. Denn die Steigerung der ökologischen Effizienz in der Produktion und in einzelnen Produkten wird durch zunehmende Ineffizienz und Verschwendung im Konsum mehr als kompensiert.