Warum blieb der Kollaps im neuzeitlichen Deutschland aus?

Bachmann, Günther
GAIA Jg. 15/4 (2006), Seiten 260-264

„Kollaps“ ist heute in aller Munde. Das Aussterben von Arten schreitet global voran, der Tod der Flussdelphine im Jangtse ist das Symbol des umweltvergessenen Wachstums in China. Flüssige Alpengletscher in Europa, Epidemien, Armut, Krieg und bankrotte Staaten in Afrika: Signale für den Niedergang von Umwelt und Gesellschaft gibt es viele. Geredet wird darüber viel, nachgedacht wenig. Warum manche Gesellschaften kollabieren, welchen Anteil die Umwelt daran hat und was wir von untergegangenen Gesellschaften lernen können, beschreibt Jared Diamond in seinem kürzlich in deutscher Übersetzung erschienenen Buch Kollaps. Lernen für die Zukunft kann man indessen nur mit guten Fragen: Warum blieb ein Kollaps in Deutschland im 18. Jahrhundert aus?

Tiefen-Ökologie: Kontrapunkt im aktuellen Kulturgeschehen

Sitter-Liver, Beat
Natur und Kultur, Jg. 1/1 (2000), Seiten 70-88

Tiefen-Ökologie zielt über technischen Umweltschutz hinaus auf einen Wandel in unserem Selbstverständnis. In der Naturgemeinschaft gewinnen wir unser Selbst erst aus Wechselbeziehungen mit Anderen. Darum muss die herrschende Ausbeutung der Natur maßvollem, fairem Wohnen in der Welt weichen. Das praktische Prinzip der Würde aller Kreatur nötigt uns zu einem Kulturwandel, welcher das Markt- und Profitdenken hintanstellt. Wissend darum, dass wir nicht existieren, ohne andere Wesen zu schädigen, zu verbrauchen, entsprechen wir dennoch der Forderung, Leben, wo immer möglich, zu fördern. Kultur heißt, diese existenziale Spannung konstruktiv zu bewältigen.

Der reale Ressourcenhunger der virtuellen Ökonomie

Schauer, Thomas
Natur und Kultur, Jg. 3/1 (2002), Seiten 73-89

Eine Untersuchung des mit der ‘virtuellen Ökonomie’ verbundenen Ressourcenverbrauchs kommt zu dem Ergebnis, dass der Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft im Widerspruch zu bisherigen Annahmen erhebliche Umweltrisiken birgt. Eine Substitutionshypothese, nach der zunehmend reale Vorgänge durch virtuelle, weniger ressourcenaufwändige Vorgänge ersetzt werden, so dass Vorteile für die Umwelt entstehen, ist aufgrund primärer und sekundärer Rebound- Effekte nicht länger haltbar. Sowohl der direkt mit der IT-Hardware verbundene Ressourcenverbrauch als auch die durch die neuen Technologien ermöglichten Veränderungen der Lebensstile lassen befürchten, dass die Informationstechnologien nicht ohne weiteres die erwartete Entlastung für unsere natürliche Umwelt bringen werden. Um die Informationsgesellschaft dennoch in eine nachhaltige Entwicklungsrichtung zu lenken, wird eine Strategie aus drei Komponenten, einem Technologieansatz, einem Bewusstseinsansatz und einem Ansatz veränderter Rahmenbedingungen, vorgeschlagen.

Nachhaltigkeit: Ökonomischer Mythos und ökologische Realität

Rees, William E.
Natur und Kultur, Jg. 3/1 (2002), Seiten 3-34

Nachhaltige Entwicklung, so beteuert die aktuelle Mythologie, lässt sich durch unbegrenzte, vom Freihandel vorangetriebene Wirtschaftsexpansion erreichen. In Wirklichkeit ist ein derart extrem auf den freien Markt ausgerichtetes Denken jedoch das Gegenteil vernünftiger Ökonomik und die daraus resultierenden Fehlschläge beschleunigen den Zusammenbruch der neoliberalen Wirtschaftstheorie. Damit wird der Weg frei, das Nachhaltigkeitsrätsel weniger als ökonomisches Problem, sondern vielmehr als Krise der ‘menschlichen Ökologie’ zu sehen. Der ‘ökologische Fußabdruck’ der Menschheit ist bereits größer als der Planet und weiteres materielles Wirtschaftswachstum wäre eine Gefahr für die Intaktheit der Ökosphäre. Ökologische Nachhaltigkeit zu erreichen und gleichzeitig die sozioökonomische Ungerechtigkeit zu vermindern wird nur durch eine bisher beispiellose internationale Zusammenarbeit möglich sein, wäre aber ein Schritt nach vorne in der kulturellen Evolution des Menschen.

Tiefe Wurzeln: Eine kleine Begriffsgeschichte von „sustainable development“ – Nachhaltigkeit

Grober, Ulrich
Natur und Kultur, Jg. 3/1 (2002), Seiten 116-128

Geht man in der Geschichte des Begriffs bis zu den Anfängen zurück, so stößt man auf ein Buch, das 275 Jahre vor dem Brundtland-Bericht geschrieben wurde. In der ‘Sylvicultura oeconomica oder Anweisung zur wilden Baum-Zucht’, erschienen 1713 in Leipzig, erörtert der Verfasser die Frage, „wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuirliche beständige und n a c h h a l t e n d e Nutzung gebe. In diesem Kontext, in der Form ‘nachhaltend’ und bezogen auf die damals zentrale Ressource Holz taucht das Wort in seiner modernen Bedeutung zum ersten Mal im Druck auf.