Tiefen-Ökologie: Kontrapunkt im aktuellen Kulturgeschehen

Sitter-Liver, Beat
Natur und Kultur, Jg. 1/1 (2000), Seiten 70-88

Tiefen-Ökologie zielt über technischen Umweltschutz hinaus auf einen Wandel in unserem Selbstverständnis. In der Naturgemeinschaft gewinnen wir unser Selbst erst aus Wechselbeziehungen mit Anderen. Darum muss die herrschende Ausbeutung der Natur maßvollem, fairem Wohnen in der Welt weichen. Das praktische Prinzip der Würde aller Kreatur nötigt uns zu einem Kulturwandel, welcher das Markt- und Profitdenken hintanstellt. Wissend darum, dass wir nicht existieren, ohne andere Wesen zu schädigen, zu verbrauchen, entsprechen wir dennoch der Forderung, Leben, wo immer möglich, zu fördern. Kultur heißt, diese existenziale Spannung konstruktiv zu bewältigen.

Krieg gegen die Natur? Feind-Opfer-Metaphern und ihr Erkenntniswert für die Nachhaltigkeitswissenschaft

Henrich, Károly
Natur und Kultur, Jg. 4/1 (2003), Seiten 34-54

Das wandlungsreiche Zusammenspiel von fördernd-schöpferischen und feindlichzerstörerischen Kräften bildet ein wesentliches Merkmal der Entwicklungsgeschichte des Lebens, dem für die Nachhaltigkeitswissenschaft große Bedeutung zukommt. Angesichts dieser Tatsache können Feind-Opfer-Metaphern hilfreich für das Verständnis der zerstörerischen Beziehungen der Menschen zur Natur sein. Den vier hier näher betrachteten bildhaften Vorstellungen – Kriegs-, Raubtier-, Schmarotzerund Krebsmetapher – ist allerdings ein wichtiger Mangel gemeinsam: Sie erfassen nur unzureichend die langfristige Eskalation der Zerstörungsmöglichkeiten und der Gewaltausübung, die eine handlungsbezogene Erklärung der ständig zunehmenden Nachhaltigkeitsverletzungen berücksichtigen muss.