Unersättlichkeit, Arroganz, Gier und Apathie: Eine Erkundung der Umweltlaster

Cafaro, Philip
Natur und Kultur, Jg. 5/2 (2004), Seiten 3-28

Die traditionelle Tugendethik hat anerkannt, dass das menschliche Gedeihen von einem hilfreichen sozialen Umfeld abhängt. Daher definierten traditionelle Tugendtheorien die Laster bzw. Charaktermängel unter Bezugnahme auf die
Schäden, die sie sowohl Einzelpersonen als auch der Gesellschaft zufügen. Eine Umwelt-Tugendethik baut auf der Erkenntnis auf, dass das menschliche Gedeihen auch davon abhängt, eine biologisch vielfältige natürliche Umwelt zu würdigen und aufrechtzuerhalten. Dieser Text erörtert vier grundlegende Umweltlaster, die sowohl den lasterhaften Menschen schaden, als auch den menschlichen und nicht-menschlichen Wesen in ihrem Umfeld sowie der Umwelt insgesamt. Diese Analyse deutet darauf hin, dass es sowohl selbstbezogene als auch altruistische Gründe gibt, unser Umweltverhalten zu verbessern.

In Wildness is the Preservation of the World:
Die Umweltethik von Henry Thoreau

Cafaro, Philip
Natur und Kultur, Jg. 5/1 (2004), Seiten 82-104

Thoreau war ein wegweisender Kritiker des Anthropozentrismus, der Auffassung, nur der Mensch habe Rechte oder ‘Eigenwert’ und alle anderen Geschöpfe seien lediglich als Ressourcen für den Menschen wertvoll und könnten von uns beliebig instrumentalisiert werden. Thoreau nimmt die heutigen Eigenwertargumente vorweg und weist gleichzeitig auf die Anforderungen hin, die eine Anerkennung des Eigenwertes der Natur an uns stellt. Weiters macht er praktische Vorschläge, wie wir diese Anforderungen in unserem Leben umsetzen können. Das Wichtigste an Thoreau ist aber vielleicht, dass er vorzeigt, wie zugleich ein glückliches, gedeihliches Leben geführt und die Natur respektiert werden kann. Walden bietet also eine fertig entwickelte und inspirierende Umwelt-Tugendethik, die Umweltschutz mit dem Glück und Gedeihen des Menschen verknüpft. Diese Ethik verlangt von uns Zurückhaltung in unserem Umgang mit der Natur, bietet uns aber auch die Hoffnung, dass wir selbst ein besseres Leben führen werden.

Naturkunde und Umwelt-Tugendethik

Cafaro, Philip
Natur und Kultur, Jg. 4/1 (2003), Seiten 73-99

Wertschätzung gegenüber der Natur, so die Argumentation dieses Textes, macht uns zu tugendhafteren – d.h. besseren und glücklicheren – Menschen. Zunächst skizziere ich einen weit gefassten Tugendbegriff, dann behandle ich die Frage, wie die Beschäftigung mit Naturkunde unseren moralischen Charakter verbessern und unsere intellektuellen, ästhetischen und körperlichen Fähigkeiten entwickeln kann. Anschließend stelle ich die Behauptung auf, dass zwischen Nicht-Anthropozentrismus und Weisheit sowie zwischen naturkundlicher Betätigung und dem Einnehmen einer nicht-anthropozentrischen Haltung gegenüber der Welt ein grundlegender Zusammenhang besteht. Zuletzt argumentiere ich, dass die großen Naturkundler eine vortreffliche, inspirierende Alternative zum massiven Konsum und zu den oberflächlichen Vergnügungen unserer modernen, destruktiven Wirtschaft vorschlagen: die Erkundung, das Verstehen und die Wertschätzung der Natur. Meine Schlussfolgerung lautet, dass ein besseres Verständnis unseres aufgeklärten Eigeninteresses einen ebenso großen Beitrag zur Verbesserung des Umweltschutzes leisten würde wie die Anerkennung des Eigenwertes der Natur.