Unersättlichkeit, Arroganz, Gier und Apathie: Eine Erkundung der Umweltlaster

Cafaro, Philip
Natur und Kultur, Jg. 5/2 (2004), Seiten 3-28

Die traditionelle Tugendethik hat anerkannt, dass das menschliche Gedeihen von einem hilfreichen sozialen Umfeld abhängt. Daher definierten traditionelle Tugendtheorien die Laster bzw. Charaktermängel unter Bezugnahme auf die
Schäden, die sie sowohl Einzelpersonen als auch der Gesellschaft zufügen. Eine Umwelt-Tugendethik baut auf der Erkenntnis auf, dass das menschliche Gedeihen auch davon abhängt, eine biologisch vielfältige natürliche Umwelt zu würdigen und aufrechtzuerhalten. Dieser Text erörtert vier grundlegende Umweltlaster, die sowohl den lasterhaften Menschen schaden, als auch den menschlichen und nicht-menschlichen Wesen in ihrem Umfeld sowie der Umwelt insgesamt. Diese Analyse deutet darauf hin, dass es sowohl selbstbezogene als auch altruistische Gründe gibt, unser Umweltverhalten zu verbessern.

Umwelt-Tugendethik: Die halbe Wahrheit – sie für das Ganze zu halten, ist aber gefährlich

Rolston III, Holmes
Natur und Kultur, Jg. 6/1 (2005), Seiten 93-112

Für eine umfassende moralische Tugend müssen die Menschen den Welten sowohl der Natur als auch der Kultur, in denen sie leben, Sensibilität entgegenbringen. Tugend kann nicht in sich abgeschlossen sein, sondern muss sich am Ort entfalten, in einer Dialektik des sowohl in der Natur als auch gegen die Natur stehenden menschlichen Selbst. Wir realisieren eine einzigartige menschliche Fähigkeit zur Vortrefflichkeit, wenn wir nicht-menschliches Leben respektieren. Aber wenn diese Vortrefflichkeit wirklich davon kommt, die Andersartigkeit zu würdigen, dann ist diese menschliche Tugend dem Wert in anderen Lebensformen nachgeordnet. Wenn eine Umwelt-Tugendethik, ob in der Praxis oder in der Theorie, nicht in der Lage ist, die menschlichen Tugenden und den Eigenwert der Natur zu entflechten, dann haben wir nur eine halbe Wahrheit, die für das Ganze zu halten gefährlich ist.

Naturkunde und Umwelt-Tugendethik

Cafaro, Philip
Natur und Kultur, Jg. 4/1 (2003), Seiten 73-99

Wertschätzung gegenüber der Natur, so die Argumentation dieses Textes, macht uns zu tugendhafteren – d.h. besseren und glücklicheren – Menschen. Zunächst skizziere ich einen weit gefassten Tugendbegriff, dann behandle ich die Frage, wie die Beschäftigung mit Naturkunde unseren moralischen Charakter verbessern und unsere intellektuellen, ästhetischen und körperlichen Fähigkeiten entwickeln kann. Anschließend stelle ich die Behauptung auf, dass zwischen Nicht-Anthropozentrismus und Weisheit sowie zwischen naturkundlicher Betätigung und dem Einnehmen einer nicht-anthropozentrischen Haltung gegenüber der Welt ein grundlegender Zusammenhang besteht. Zuletzt argumentiere ich, dass die großen Naturkundler eine vortreffliche, inspirierende Alternative zum massiven Konsum und zu den oberflächlichen Vergnügungen unserer modernen, destruktiven Wirtschaft vorschlagen: die Erkundung, das Verstehen und die Wertschätzung der Natur. Meine Schlussfolgerung lautet, dass ein besseres Verständnis unseres aufgeklärten Eigeninteresses einen ebenso großen Beitrag zur Verbesserung des Umweltschutzes leisten würde wie die Anerkennung des Eigenwertes der Natur.