Exponentielles Wachstum als treibende Kraft von Überschreitungen ökologischer Grenzen

Meadows, Donella; Randers, Jorgen; Meadows, Dennis
Natur und Kultur, Jg. 7/1 (2006), Seiten 3-22

Die Hauptursache für Grenzüberschreitungen ist das Wachstum und damit verbunden beschleunigte Entwicklung und rascher Wandel. Seit mehr als einem Jahrhundert unterliegen viele Bereiche des globalen Systems einem raschen Wachstum. So nehmen Bevölkerung, Nahrungsproduktion, Industrieproduktion, Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung ständig zu – oft sogar immer schneller. Diese Zunahme folgt einem Muster, das Mathematiker als exponentielles Wachstum bezeichnen. Diese Form des Wachstums zeigt überraschende Merkmale, durch die man es nur sehr schwer in den Griff bekommt. Bevor wir nun analysieren, welche Optionen es auf lange Sicht gibt, wollen wir zunächst definieren, was exponentielles Wachstum bedeutet. Wir werden auf seine Ursachen eingehen und erörtern, welche Faktoren seinen Verlauf steuern.

Ein Gespräch mit Dennis Meadows: Jenseits der ökologischen Grenzen gibt es keine nachhaltige Entwicklung

Meadows, Dennis; Seiler, Thomas
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 19-37

Mit dem Buch „Grenzen des Wachstums” präsentierten wir eine anschauliche Reihe globaler Zukunftsszenarien, die unser Computermodell errechnet hatte. Die meisten Szenarien zeigten einen Kollaps, manche aber die Möglichkeit nachhaltiger Entwicklung. Auf der Grundlage dieser Szenarien kamen wir zu der Feststellung, dass die Weltgemeinschaft ihre Grenzen gegenüber der Natur irgendwann in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts überschreiten würde, wenn die Verhaltensweisen nicht einschneidend verändert werden. Das wahrscheinlichste Resultat wäre dann ein Zusammenbruch. 30 Jahre später warfen wir nun einen Blick zurück, führten die Analyse von Neuem durch und stellten fest, dass die Aussagen von 1972 im Wesentlichen korrekt waren. Allerdings haben wir inzwischen natürlich 30 Jahre verloren. Und während wir 1972 noch einen komfortablen Abstand zur Grenze der Tragfähigkeit hatten – d.h. Bevölkerung und Industrie hatten noch Raum zu wachsen –, haben wir diese Grenze nun bereits deutlich überschritten.

Von den Grenzen des Wachstums zur Überforderung der ökologischen Tragfähigkeit

Seiler, Thomas
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 3-18

Das Computermodell des Buches Die Grenzen des Wachstums und seiner beiden Folgebände legt in mehreren Szenarien dar, dass gegenwärtige Trends der Weltentwicklung im Laufe des 21. Jahrhunderts zu einem Zusammenbruch führen werden. Eine wichtige Ursache dafür liegt im exponentiellen Wachstum der Bevölkerung und der Industrieproduktion. Dieser Beitrag beschreibt sowohl die Szenarien einer möglichen Weltentwicklung als auch das zugrunde gelegte Computermodell, und erörtert die Mechanismen und empirischen Resultate des exponentiellen Wachstums. Ein weiteres Überschießen über die Tragfähigkeit der Erde kann nur durch eine Kombination technologischer Maßnahmen mit einer bewussten Begrenzung der Bevölkerungsgröße und des Industrie-Outputs verhindert werden.

Nachhaltigkeit zwischen ökologischer Konsistenz und Dematerialisierung: Hat sich die Wachstumsfrage erledigt?

Paech, Niko
Natur und Kultur, Jg. 6/1 (2005), Seiten 52-72

Dieser Beitrag untersucht, ob die beiden wichtigsten Nachhaltigkeitskonzeptionen, nämlich ökologische Konsistenz und Dematerialisierung, eine Abkoppelung des Wirtschaftswachstums vom Naturverbrauch ermöglichen. Die Konsistenzstrategie zielt darauf, ökonomische Prozesse als System geschlossener Kreisläufe zu organisieren. Demnach entfielen Abfälle, Emissionen und andere Umweltschädigungen, weil Stoffumsätze in den ökologischen Haushalt eingebettet wären. Demgegenüber basiert die Dematerialisierungsvision auf einer mengenmäßigen Verringerung der Ressourcen- und Energieinputs, die zur Generierung eines bestimmten Resultats erforderlich sind. Dies kann auf Basis ökoeffizienter Produkte, Verfahren und Dienstleistungen erfolgen. Beide Ansätze scheitern nicht nur daran, weiteres Wirtschaftswachstum ökologisch zu entschärfen, sondern immunisieren das Gesamtsystem gegen einen kulturellen Wandel in Richtung suffizienter Lebensstile.

Wie Wachstum Naturkapital verschlingt – Am Beispiel des „Öko-Musterlandes” Schweiz

Guggenbühl, Hanspeter
Natur und Kultur, Jg. 6/1 (2005), Seiten 43-51

Wir brauchen mehr Wirtschaftswachstum, um den Umweltschutz zu finanzieren, predigen die Regierungen der meisten Industriestaaten. Dabei übersehen sie einen einfachen Zusammenhang. Je mehr die Wirtschaft wächst, desto stärker schrumpft tendenziell das Kapital der Natur in Form von nicht erneuerbaren Ressourcen, und desto stärker wird die Umwelt mit Abfällen, Klimagasen und Landversiegelung belastet. Das gilt in besonderem Maß für die Schweiz, ein Land, in dem der Dienstleistungssektor einen überdurchschnittlichen Anteil zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung beisteuert: Der Übergang ins postindustrielle Zeitalter hat das Wachstum weder ‘qualitativ’ noch ‘nachhaltig’ gemacht, wenn man von einzelnen Erfolgen der Reinigungstechnik absieht. Denn die Steigerung der ökologischen Effizienz in der Produktion und in einzelnen Produkten wird durch zunehmende Ineffizienz und Verschwendung im Konsum mehr als kompensiert.