Der Frevel Erysichthons als Ursprung der ökologischen Krise

Binswanger, Hans Christoph
Natur und Kultur, Jg. 7/1 (2006), Seiten 108-118

Erysichthon ist ein Königssohn, der sich am Heiligen Hain der Demeter, der Göttin der Erde und des Korns, vergreift. Er dringt mit der Axt in den Heiligen Hain ein, um Holz für einen Festsaal zu schlagen, in dem er seine Gastmähler abhalten will. Für dieses Vergehen wird er von der Göttin bestraft. „Gut, baue dein Haus, … in dem du deine Feste feiern wirst – unablässig wirst du deine Feste feiern.“ Und mit diesen Worten schuf sie dem Erysichthon Arges: sogleich legte sie Hunger in ihn, heftigen und wilden, glühenden; von schrecklicher Krankheit wurde er gequält: der Arme, was er verschlungen hatte, nach dem ergriff ihn sogleich wieder die Begierde. Der Ursprung der ökologischen Krise liegt in der Unfähigkeit, notwendige Grenzen der wirtschaftlichen Nutzung der Welt zu setzen und zu beachten.

Ein Gespräch mit Dennis Meadows: Jenseits der ökologischen Grenzen gibt es keine nachhaltige Entwicklung

Meadows, Dennis; Seiler, Thomas
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 19-37

Mit dem Buch „Grenzen des Wachstums” präsentierten wir eine anschauliche Reihe globaler Zukunftsszenarien, die unser Computermodell errechnet hatte. Die meisten Szenarien zeigten einen Kollaps, manche aber die Möglichkeit nachhaltiger Entwicklung. Auf der Grundlage dieser Szenarien kamen wir zu der Feststellung, dass die Weltgemeinschaft ihre Grenzen gegenüber der Natur irgendwann in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts überschreiten würde, wenn die Verhaltensweisen nicht einschneidend verändert werden. Das wahrscheinlichste Resultat wäre dann ein Zusammenbruch. 30 Jahre später warfen wir nun einen Blick zurück, führten die Analyse von Neuem durch und stellten fest, dass die Aussagen von 1972 im Wesentlichen korrekt waren. Allerdings haben wir inzwischen natürlich 30 Jahre verloren. Und während wir 1972 noch einen komfortablen Abstand zur Grenze der Tragfähigkeit hatten – d.h. Bevölkerung und Industrie hatten noch Raum zu wachsen –, haben wir diese Grenze nun bereits deutlich überschritten.

Von den Grenzen des Wachstums zur Überforderung der ökologischen Tragfähigkeit

Seiler, Thomas
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 3-18

Das Computermodell des Buches Die Grenzen des Wachstums und seiner beiden Folgebände legt in mehreren Szenarien dar, dass gegenwärtige Trends der Weltentwicklung im Laufe des 21. Jahrhunderts zu einem Zusammenbruch führen werden. Eine wichtige Ursache dafür liegt im exponentiellen Wachstum der Bevölkerung und der Industrieproduktion. Dieser Beitrag beschreibt sowohl die Szenarien einer möglichen Weltentwicklung als auch das zugrunde gelegte Computermodell, und erörtert die Mechanismen und empirischen Resultate des exponentiellen Wachstums. Ein weiteres Überschießen über die Tragfähigkeit der Erde kann nur durch eine Kombination technologischer Maßnahmen mit einer bewussten Begrenzung der Bevölkerungsgröße und des Industrie-Outputs verhindert werden.