Auf der Suche nach der goldenen Zeit: Eskalation der Naturverletzungen und dynamische Nachhaltigkeit

Henrich, Károly
Natur und Kultur, Jg. 4/2 (2003), Seiten 3-29

Die Altsteinzeit wird häufig als Goldenes Zeitalter der Nachhaltigkeit und des harmonischen Zusammenlebens der Menschen mit der Natur geschildert. Tatsächlich brachte hingegen das menschliche Handeln immer schon Nachhaltigkeitsverletzungen mit sich, die anfangs geringfügig und heilbar waren, mit zunehmender Annäherung an die Gegenwart aber eskalierten, das gesamte Erdsystem erfassten und immer weniger geheilt werden können. Die Herstellung von Nachhaltigkeit ist somit als eine grundlegend neuartige Herausforderung an die gesellschaftliche
Lernfähigkeit zu begreifen. Ihre Bewältigung setzt ein dynamisches Nachhaltigkeitsverständnis voraus, das auf Deeskalation und Evolutionsfähigkeit zielt.

Krieg gegen die Natur? Feind-Opfer-Metaphern und ihr Erkenntniswert für die Nachhaltigkeitswissenschaft

Henrich, Károly
Natur und Kultur, Jg. 4/1 (2003), Seiten 34-54

Das wandlungsreiche Zusammenspiel von fördernd-schöpferischen und feindlichzerstörerischen Kräften bildet ein wesentliches Merkmal der Entwicklungsgeschichte des Lebens, dem für die Nachhaltigkeitswissenschaft große Bedeutung zukommt. Angesichts dieser Tatsache können Feind-Opfer-Metaphern hilfreich für das Verständnis der zerstörerischen Beziehungen der Menschen zur Natur sein. Den vier hier näher betrachteten bildhaften Vorstellungen – Kriegs-, Raubtier-, Schmarotzerund Krebsmetapher – ist allerdings ein wichtiger Mangel gemeinsam: Sie erfassen nur unzureichend die langfristige Eskalation der Zerstörungsmöglichkeiten und der Gewaltausübung, die eine handlungsbezogene Erklärung der ständig zunehmenden Nachhaltigkeitsverletzungen berücksichtigen muss.