Kultur: Die Fortsetzung der Evolution mit anderen Mitteln

Verbeek, Bernhard
Natur und Kultur, Jg. 1/1 (2000), Seiten 3-16

Genprogramme generieren menschliche Gehirne; diese induzieren Psychen, die miteinander lebhaft interagieren und ein neuartiges evolutionäres Phänomen erzeugen: Kultur. Deren Existenz ist zwar weiter auf die Existenz der konservativen Genprogramme angewiesen, aber Änderungen in der Kultur sind weder strikt an neue Generationen, noch an Änderungen in den Genen gebunden. Eine Folge ist der atemberaubende Umbau unseres Planeten. Der noch blühende Baum einer globalen Einheitskultur wird sich selbst von seinen Wurzeln absägen, wenn die beschleunigte Kultur weiter blind wie die organismische Evolution fortschreitet.

Die Globalisierung der Landnutzung:
Österreichs Inanspruchnahme von Landfläche in der Welt

Erb, Karl-Heinz
Natur und Kultur, Jg. 3/1 (2002), Seiten 35-56

Die Globalisierung – also die zunehmende internationale Verflechtung von Wirtschaft, Politik und Kultur – ist auch für die nachhaltige Entwicklung von großer Bedeutung. Am Beispiel des ökologischen Fußabdrucks von Österreich in den Jahren 1988 und 2000 wird gezeigt, dass sich die Globalisierung unmittelbar auf die Inanspruchnahme von Landfläche auswirkt. Der globale Handel und die Globalisierung der Produktion führen zu einer Loslösung des Ressourcenverbrauchs von der lokalen Flächenverfügbarkeit. Die Analyse der Landnutzung darf sich somit nicht auf heimische Flächen beschränken. Um dem Wesen der Globalisierung gerecht zu werden, müssen die gesamten materiellen Austauschbeziehungen des sozio-ökonomischen Systems und seine internationalen Verflechtungen berücksichtigt werden.

Nachhaltigkeit: Ökonomischer Mythos und ökologische Realität

Rees, William E.
Natur und Kultur, Jg. 3/1 (2002), Seiten 3-34

Nachhaltige Entwicklung, so beteuert die aktuelle Mythologie, lässt sich durch unbegrenzte, vom Freihandel vorangetriebene Wirtschaftsexpansion erreichen. In Wirklichkeit ist ein derart extrem auf den freien Markt ausgerichtetes Denken jedoch das Gegenteil vernünftiger Ökonomik und die daraus resultierenden Fehlschläge beschleunigen den Zusammenbruch der neoliberalen Wirtschaftstheorie. Damit wird der Weg frei, das Nachhaltigkeitsrätsel weniger als ökonomisches Problem, sondern vielmehr als Krise der ‘menschlichen Ökologie’ zu sehen. Der ‘ökologische Fußabdruck’ der Menschheit ist bereits größer als der Planet und weiteres materielles Wirtschaftswachstum wäre eine Gefahr für die Intaktheit der Ökosphäre. Ökologische Nachhaltigkeit zu erreichen und gleichzeitig die sozioökonomische Ungerechtigkeit zu vermindern wird nur durch eine bisher beispiellose internationale Zusammenarbeit möglich sein, wäre aber ein Schritt nach vorne in der kulturellen Evolution des Menschen.

Globalisierung, Nachhaltigkeit und Ethik

Van der Wal, Koo
Natur und Kultur, Jg. 4/1 (2003), Seiten 100-119

Ausgangspunkt dieses Aufsatzes sind die schädlichen Effekte des heutigen, durch die Ökonomie dominierten Globalisierungsprozesses auf die sozial-kulturelle und die ökologische Nachhaltigkeit. Drei Thesen werden vorgebracht: 1) Die Verselbstständigung der modernen Ökonomie (von der Politik und den anderen Sektoren des Sozialsystems) hängt mit dem Bezugsrahmen zusammen, an dem sich die moderne Gesellschaft orientiert. In diesem Bezugsrahmen ist Maßlosigkeit, und daher die inhärente Nichtnachhaltigkeit der modernen Lebensweise, enthalten. 2) Der heutige Globalisierungsprozess bedeutet die weltweite Verbreitung des westlichen Gesellschaftstypus, einschließlich der ihm eigenen Nichtnachhaltigkeit. 3) Eine nachhaltige Gesellschaft erfordert einen anderen Orientierungsrahmen; dessen Konturen (Schlüsselbegriffe Offenheit und Verbundenheit) werden skizziert.

Ökologie – die Achillesferse der Globalisierung

Sachs, Wolfgang
Natur und Kultur, Jg. 3/2 (2002), Seiten 95-111

Marktliberalisierung mag zwar den spezifischen Ressourcenverbrauch senken, d.h. den Ressourceneinsatz pro Einheit an Output, doch wird der gesamte Ressourcenverbrauch gleichzeitig wachsen, wenn das Volumen an Wirtschaftstätigkeit expandiert. Wachstumseffekte können allzu leicht Effizienzeffekte aufzehren. In der Tat wurden bislang Effizienzgewinne in der Geschichte der Industriegesellschaft in schöner Beständigkeit in neue Expansionschancen umgewandelt. Darin liegt – ökologisch gesehen – die Achillesferse der Globalisierung.