Kultur: Die Fortsetzung der Evolution mit anderen Mitteln

Verbeek, Bernhard
Natur und Kultur, Jg. 1/1 (2000), Seiten 3-16

Genprogramme generieren menschliche Gehirne; diese induzieren Psychen, die miteinander lebhaft interagieren und ein neuartiges evolutionäres Phänomen erzeugen: Kultur. Deren Existenz ist zwar weiter auf die Existenz der konservativen Genprogramme angewiesen, aber Änderungen in der Kultur sind weder strikt an neue Generationen, noch an Änderungen in den Genen gebunden. Eine Folge ist der atemberaubende Umbau unseres Planeten. Der noch blühende Baum einer globalen Einheitskultur wird sich selbst von seinen Wurzeln absägen, wenn die beschleunigte Kultur weiter blind wie die organismische Evolution fortschreitet.

Der tödliche Pfeil – Ludwig Klages’ Kultur- und Zivilisationskritik

Reschika, Richard
Natur und Kultur, Jg. 7/2 (2006), Seiten 62-78

Als philosophische Prophetenfigur, als konservativer Revolutionär, als Vordenker der ökologischen Bewegung, aber auch als innovativer Psychologe, hat Klages jenseits des akademischen mainstream ein Werk von beeindruckender Vielfalt und Spannweite hinterlassen, das in dem epochalen Opus magnum Der Geist als Widersacher der Seele kulminiert: Das vielleicht am konsequentesten angelegte und durchgearbeitete Werk im Sinne einer umfassenden Wirklichkeitslehre, das die sogenannte ‘Lebensphilosophie’ hervorgebracht hat. Die darin behandelte Problematik kreist um die Gefährdung des Menschen durch die zersetzende Übermacht des Geistes, das heißt vor allem des rationalen Zweckdenkens, das sich in lebensfeindlicher Wissenschaft und Technik, devotem Mammonsdienst, psychischer Selbstverstümmelung sowie weitreichender Umweltzerstörung äußert.