In Wildness is the Preservation of the World:
Die Umweltethik von Henry Thoreau

Cafaro, Philip
Natur und Kultur, Jg. 5/1 (2004), Seiten 82-104

Thoreau war ein wegweisender Kritiker des Anthropozentrismus, der Auffassung, nur der Mensch habe Rechte oder ‘Eigenwert’ und alle anderen Geschöpfe seien lediglich als Ressourcen für den Menschen wertvoll und könnten von uns beliebig instrumentalisiert werden. Thoreau nimmt die heutigen Eigenwertargumente vorweg und weist gleichzeitig auf die Anforderungen hin, die eine Anerkennung des Eigenwertes der Natur an uns stellt. Weiters macht er praktische Vorschläge, wie wir diese Anforderungen in unserem Leben umsetzen können. Das Wichtigste an Thoreau ist aber vielleicht, dass er vorzeigt, wie zugleich ein glückliches, gedeihliches Leben geführt und die Natur respektiert werden kann. Walden bietet also eine fertig entwickelte und inspirierende Umwelt-Tugendethik, die Umweltschutz mit dem Glück und Gedeihen des Menschen verknüpft. Diese Ethik verlangt von uns Zurückhaltung in unserem Umgang mit der Natur, bietet uns aber auch die Hoffnung, dass wir selbst ein besseres Leben führen werden.

Respekt vor dem Leben:
Das berücksichtigen, was Singer als belanglos ansieht

Rolston III, Holmes
Natur und Kultur, Jg. 2/1 (2001), Seiten 97-116

Singers Ethik ist als Umweltethik nicht geeignet. Singer beharrt darauf, dass es jenseits der höheren Tiere ‘nichts zu berücksichtigen gibt’. Doch der Großteil der belebten Welt steht noch zur Berücksichtigung an: unzählige andere Tiere, Pflanzen, Spezies, Ökosysteme und die globale Biosphäre. Singer kann all das nur insofern berücksichtigen, als es für höhere Tiere von Nutzen ist. Aus biologischer Sicht ist das kaum besser, als wenn die Menschen alles andere, inklusive die höheren Tiere, nur als ihre eigene Ressource wertschätzen. Ein größerer Respekt vor dem Leben muss eine direktere Wertschätzung für das Leben aufbringen.