Deep Ecology

Seiler, Thomas
Konrad Ott, Martin Gorke (Hrsg.)(2000): „Spektrum der Umweltethik.“ Metropolis Verlag, Marburg; Seiten 147-189.

Was ist Deep Ecology? Ich werde zuerst (Teil 1) versuchen, einige der wichtigsten Aspekte und Interpretationen von DE herauszuarbeiten und anschließend (Teil 2) einige Punkte darstellen, die ich als besonders bedeutsam einstufe.

Vom Eigenwert der Natur:
Grundzüge einer Naturschutzethik

Gorke, Martin
Broschüre des NABU Schleswig-Holstein, 2004

In der Umweltethik gibt es vier verschiedene Grundpositionen. Sie unterscheiden sich im Umfang der Naturobjekte, denen ein Eigenwert zugeschrieben wird. Eigenwert bedeutet, dass etwas nicht nur aufgrund seines instrumentellen Wertes, seines Nutzens, rücksichtsvoll behandelt werden soll, sondern um seiner selbst willen. Ihm gegenüber bestehen direkte Pflichten. Die Klassifikation der verschiedenen Konzepte lässt sich anhand konzentrischer Kreise veranschaulichen, die um den Handelnden, das Zentrum der Rücksichtnahme, geschlagen werden. Die Kreise symbolisieren dabei unterschiedlich große Moralgemeinschaften. Jede Ausweitung der Rücksichtnahme schließt alle früheren Rücksichten mit ein.

Eine Ethik für den gesamten Planeten: Gedanken über den Eigenwert der Natur

Rolston III, Holmes
Natur und Kultur, Jg. 7/2 (2006), Seiten 24-40

Jedes Lebewesen bewahrt sein Leben und in diesem Sinne ist Bewahrung der Biologie immanent. Nicht-Bewahrung bedeutet Tod. Organismen haben ein Gutes ihrer selbst, das in Abstammungslinien bewahrt und weiterentwickelt wird, woraus die Biodiversität auf Erden entsteht. Die Bemühungen für den Schutz der Natur, etwa in Wildnisgebieten, anerkennen instrumentelle, intrinsische und systemische Werte der Natur. In der heutigen Welt haben große Teile dieser freien Natur zu existieren aufgehört, da sie in menschlich dominierte Landschaften umgewandelt wurden. Aber die Natur sollte auch ein Zweck an sich sein.

Respekt vor der Rheinlandschaft – Überlegungen aus naturethischer Sicht

Stähli, Fridolin
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 120-132

In diesem Essay plädiere ich für eine holistische Haltung, die uns Menschen einen Platz im Einklang mit der Natur zuweist und uns auffordert, diese als Mitwelt und nicht nur als Ressourcen spendende Umwelt zu betrachten. Wir wurden nicht in eine Welt zu unseren Diensten geboren; wir leben mit vielen anderen Lebewesen in einem komplexen Wechselspiel auf der Erde und sind gleichzeitig durch sie und mit ihr in einem langen Entwicklungsprozess entstanden. Das erfordert von uns Respekt und Achtsamkeit. Mit einer solchen Haltung gewinnen wir innere Freiheit und sind in der Praxis in der Lage, außermenschliche Natur zu schützen und zu erhalten, und das um ihrer selbst willen. Ich will das konkret am Beispiel des Landschaftsschutzes zeigen, indem ich zwei unberührte, wilde Flussabschnitte des Alpenrheins näher betrachte, die in der jüngsten Vergangenheit wegen Kraftwerkbauten heftig umkämpft waren: die Greina-Hochebene und die Mastrilser Rheinauen.

Umwelt-Tugendethik: Die halbe Wahrheit – sie für das Ganze zu halten, ist aber gefährlich

Rolston III, Holmes
Natur und Kultur, Jg. 6/1 (2005), Seiten 93-112

Für eine umfassende moralische Tugend müssen die Menschen den Welten sowohl der Natur als auch der Kultur, in denen sie leben, Sensibilität entgegenbringen. Tugend kann nicht in sich abgeschlossen sein, sondern muss sich am Ort entfalten, in einer Dialektik des sowohl in der Natur als auch gegen die Natur stehenden menschlichen Selbst. Wir realisieren eine einzigartige menschliche Fähigkeit zur Vortrefflichkeit, wenn wir nicht-menschliches Leben respektieren. Aber wenn diese Vortrefflichkeit wirklich davon kommt, die Andersartigkeit zu würdigen, dann ist diese menschliche Tugend dem Wert in anderen Lebensformen nachgeordnet. Wenn eine Umwelt-Tugendethik, ob in der Praxis oder in der Theorie, nicht in der Lage ist, die menschlichen Tugenden und den Eigenwert der Natur zu entflechten, dann haben wir nur eine halbe Wahrheit, die für das Ganze zu halten gefährlich ist.