„Die Sirenen schrillen“ Interview mit dem Chefökonomen der Internationalen Energieagentur

Birol, Fatih; Schneider, Astrid
Internationale Politik, Jahrgang 2008, April, Seiten 34-45 http://www.internationalepolitik.de/

Energiehunger trifft Energieknappheit: Während die Nachfrage nach Öl wächst, sinkt die Förderung – es drohen Lieferklemmen, eskalierende Preise, Inflation. Von heute bis 2015 fehlen schon pro Tag 12,5 Millionen Barrel Öl, „rund 15 Prozent des Weltölbedarfs“. Diese Lücke bedeute, „dass wir darauf gefasst sein sollten, in den nächsten Jahren äußerst enge, turbulente und hochpreisige Ölmärkte zu sehen“, sagt Birol. Im Gespräch mit der Energiepolitikerin Astrid Schneider fordert der Chefökonom der IEA, Fatih Birol, die Mitgliedsstaaaten zu einem Politikwechsel auf. Sein Motto: Wir sollten das Öl verlassen, bevor es uns verlässt.

Warum blieb der Kollaps im neuzeitlichen Deutschland aus?

Bachmann, Günther
GAIA Jg. 15/4 (2006), Seiten 260-264

„Kollaps“ ist heute in aller Munde. Das Aussterben von Arten schreitet global voran, der Tod der Flussdelphine im Jangtse ist das Symbol des umweltvergessenen Wachstums in China. Flüssige Alpengletscher in Europa, Epidemien, Armut, Krieg und bankrotte Staaten in Afrika: Signale für den Niedergang von Umwelt und Gesellschaft gibt es viele. Geredet wird darüber viel, nachgedacht wenig. Warum manche Gesellschaften kollabieren, welchen Anteil die Umwelt daran hat und was wir von untergegangenen Gesellschaften lernen können, beschreibt Jared Diamond in seinem kürzlich in deutscher Übersetzung erschienenen Buch Kollaps. Lernen für die Zukunft kann man indessen nur mit guten Fragen: Warum blieb ein Kollaps in Deutschland im 18. Jahrhundert aus?

Ein sozial-ökologischer Blick auf die Industrialisierung: Das Vereinigte Königreich und Österreich 1830 bis 2000.

Krausmann, Fridolin
Vortrag anlässlich des Herausgebertreffens der Zeitschrift GAIA, 29. und 30. April 2006, Wien

We employ the concepts of socio-ecological regime and regime transition to better understand the biophysical causes and consequences of industrialization. For two case studies, the United Kingdom and Austria we describe two steps in a major transition from an agrarian to an industrial socio-ecological regime and the resulting consequences for energy use, land use and labour organization. In a first step, the coal based industrial regime co-existed with an agricultural sector remaining within the bounds of the old regime. In a second step, the oil/electricity based industrial regime, agriculture was integrated into the new pattern and the socio-ecological transition had been completed. Industrialization offers an answer to the input and growth related sustainability problems of the agrarian regime but creates new sustainability problems of a larger scale. While today’s industrial societies are stabilizing their resource use albeit at an unsustainable level large parts of the global society are in midst of the old industrial transition. This poses severe problems for global sustainability.

Nachhaltig unnachhaltig?

Morosini, Marco
GAIA Jg. 13/3 (2004), Seiten 165-166

Warum scheitern seit drei Dekaden die Industrieländer bei ihren historischen Aufgaben, sich selbst zu reformieren und dem Rest der Welt einen universal praktikablen Entwicklungspfad anzubieten? Schon in den siebzigen Jahren galten die Darstellung von „Unterentwicklung und Überentwicklung“ als die zwei Seiten der Medaille. Das „Plädoyer für eine andersartige Entwicklung“ war eine ungeschminkte Formulierung dessen, was im Brundtland-Report und in der Agenda 21 wahrgenommen wurde. Drei Dekaden später (1999) sind für das UNEP „die fortdauernde Armut der Mehrheit der Erdeinwohner und der übertriebene Konsum der Minderheit die zwei Hauptursachen der Umweltverschlechterung”. Allerdings quält in den Industrieländer Ökonomen und Politiker nur eine Sorge: Wie können Binnennachfrage stimuliert und den Konsum angekurbelt werden, damit wir mehr und länger arbeiten können? Hätte jemand diese Frage in früheren Zivilisationen gestellt, wäre er wohl für geistesgestört gehalten worden.

Umweltproblemforschung heißt auch Aufklärung

Morosini, Marco
GAIA Jg. 15/2 (2006), Seiten 110-114

Am Ende des Jahrhunderts, UNEP und The Economist schätzten die Lage der Umwelt sehr unterschiedlich: andere Indikatoren, anderes Bild. „Be rich to be clean?“; die U-formige Kuznets Umweltkurven gelten für maßgebende Belastungen nicht. Die Erfolge technisch erhöhter Ökoeffizienz werden durch steigende Bevölkerungszahlen und steigenden Konsum häufig überkompensiert. Auch sind sie kaum weltweit übertragbar. Daneben wird immer deutlicher, dass mehr Forschung nicht automatisch mehr handlungsrelevantes Wissen hervorbringt. Bei komplexen Problemen kann es geboten sein, mehr vorzusorgen statt mehr zu forschen. Über die Grenzen des eigenen Metiers aufzuklären, ist eine neue Herausforderung für die Umweltforscher.