Schlangenzeit

Bowden, Charles
Natur und Kultur, Jg. 5/1 (2004), Seiten 115-125

Es gibt Grenzlinien, vor deren Überschreitung wir gewarnt werden. Die Ethik lehrt uns, dass wir andere Lebensformen nicht als Dinge ansehen können. Die Naturwissenschaft lehrt uns, dass wir unsere menschliche Natur nicht auf andere Wesen projizieren können. Ich komme anderswo her. Ich bin nicht wie die Schlange. Aber ich stehe weder über noch unter der Schlange. Ungeachtet der Schaubilder von der Odyssee der Evolution, die mir seit der Kindheit in den Kopf gehämmert wurden, fehlt mir jeglicher Sinn für eine Hierarchie in der Natur. Weder sehe ich meine Spezies als den Höhepunkt von irgendetwas, noch betrachte ich eine Klapperschlange als missratenen Vorfahren.

Über die Bedeutung von Naturbegegnungen und die Folgen von Naturentzug bei Menschenkindern

Zucchi, Herbert
Natur und Kultur, Jg. 5/1 (2004), Seiten 105-114

Forschungsergebnisse verschiedener Disziplinen – zum Teil durchaus schon älteren Datums – zeigen, dass regelmäßige Aufenthalte in der Natur für eine gesunde Entwicklung von Menschenkindern offensichtlich sehr bedeutsam sind. Vergleicht man nun den Verlauf der Kindheit von vor wenigen Jahrzehnten mit dem heutigen, so wird deutlich, dass unseren Kindern die Möglichkeiten zur Naturbegegnung immer mehr verbaut worden sind. Dieser Sachverhalt zieht zahlreiche Deformationen bei Menschen nach sich und führt zu deren Entfremdung von der Natur. Auf der anderen Seite gibt es offensichtlich einen Zusammenhang zwischen der Möglichkeit, als Kind regelmäßig in die Natur eintauchen zu können, und der späteren Bereitschaft zum Naturschutzhandeln.