Akteure der Nachhaltigkeit: Warum es so langsam vorangeht

Rogall, Holger
Natur und Kultur, Jg. 5/1 (2004), Seiten 27-44

Am Beispiel der Akteure einer nachhaltigen Entwicklung wird der Frage nachgegangen, welche Akteure und Akteursgruppen existieren, die gesellschaftliche Problemlösungsprozesse voranbringen und welche ihn hemmen. Ihre Interessen und ihre Mittel zur Interessendurchsetzung werden untersucht. Hierbei wird die Rolle der politischen Akteure von der kommunalen bis zur globalen Ebene ebenso behandelt wie der Einfluss der Medien, Wirtschaftsverbände, NGOs u.v.a.m. Die zentrale Erkenntnis der Untersuchung ist die Feststellung, dass aufgrund von Markt- und Politikversagen weder die Wirtschaft noch die Konsumenten oder die Politik allein in der Lage sind die notwendigen Schritte für eine zukunftsfähige Entwicklung zu gehen, daher werden neue Bündnisse und Strategien gefordert.

Auf der Suche nach der goldenen Zeit: Eskalation der Naturverletzungen und dynamische Nachhaltigkeit

Henrich, Károly
Natur und Kultur, Jg. 4/2 (2003), Seiten 3-29

Die Altsteinzeit wird häufig als Goldenes Zeitalter der Nachhaltigkeit und des harmonischen Zusammenlebens der Menschen mit der Natur geschildert. Tatsächlich brachte hingegen das menschliche Handeln immer schon Nachhaltigkeitsverletzungen mit sich, die anfangs geringfügig und heilbar waren, mit zunehmender Annäherung an die Gegenwart aber eskalierten, das gesamte Erdsystem erfassten und immer weniger geheilt werden können. Die Herstellung von Nachhaltigkeit ist somit als eine grundlegend neuartige Herausforderung an die gesellschaftliche
Lernfähigkeit zu begreifen. Ihre Bewältigung setzt ein dynamisches Nachhaltigkeitsverständnis voraus, das auf Deeskalation und Evolutionsfähigkeit zielt.

Achtung und Ehrfurcht vor dem Leben: Von Albert Schweitzer zur Erd-Charta

Lienkamp, Andreas
Natur und Kultur, Jg. 4/1 (2003), Seiten 55-7

Die im März 2000 veröffentlichte Erd-Charta bietet ein Konzept für eine nachhaltige Entwicklung und will zugleich einen weltweiten Dialog über gemeinsame Werte fördern. Zu den zentralen Werten und ‘Tugenden’ in diesem Dokument zählt die Achtung bzw. Ehrfurcht vor dem Leben. Damit greift die Erd-Charta unverkennbar auf den Theologen und Philosophen Albert Schweitzer zurück, der den Begriff geprägt und eine darauf basierende Ethik universaler Verantwortung entworfen hat. Eine von Schweitzer ausgehende Spurensuche zeigt, dass die Ethik der Achtung bzw. Ehrfurcht vor dem Leben nicht erst in der Erd-Charta, sondern zuvor schon in (umwelt-)ethischen Veröffentlichungen der christlichen Kirchen in Deutschland sowie in der von Vertreterinnen und Vertretern der Weltreligionen 1993 verabschiedeten „Erklärung zum Weltethos” rezipiert und modifiziert wurde. Dabei werden interessante Konvergenzen, aber auch Akzentverschiebungen gegenüber dem Werk Schweitzers sichtbar.